Ostergruss2 – Der nackte Jesus
Jesus als Lichtbringer – wie Lucifer?
Zum Titel siehe auch Ostergruss1!
Vor einigen Wochen las ich von Hans Küngs Buch über Jesus; vor allem von dessen Aussage, dass Jesus nicht Gott, Anwalt, Botschafter oder was auch immer der Gläubigen, sondern der Gottlosen gewesen sei. Für einen katholischen Theologen eine mutige These; und brillanter Schachzug.
Ich liess ich mich also wieder einmal auf die Gestalt Jesus ein, und war gespannt, was dabei herauskommen würde.
Als erstes tauchte natürlich eine Antwort auf Küng’s These auf.
Was sagt ihr dazu:
Jesus war zweifellos ein Anwalt der Gottlosen. Doch ist das nicht seine zentrale Botschaft.
Jesus war auch nicht «der Gott der Liebe» oder «des Mitgefühls», wie die gängige These lautet.
Nicht, dass jener Mann keine Liebe oder deren Neffen: Mitgefühl zeigte. Oh, doch; soweit das die historischen Zeugnisse verkünden.
Doch, die eigentliche Botschaft – die für das römische und jüdische Establishement gefährliche –, jene, die ihn, neben seinem Machtanspruch (s.u.), schliesslich den Kopf kostete, hiess:
EBENBÜRTIGKEIT
Ebenbürtigkeit war Jesus‘ zentrale Botschaft.
Damit machte er sich bei den Machthabern untragbar.
Er nahm sich der einfachen Leute an, darunter auch den «Sündern»; er würdigte und schätzte sie. Er machte klar, dass diese ebenso wertvoll sind, wie die «Reinen»; ebenso viel Würde besitzen, wie die politischen und religiösen Würdenträger – eben: die Träger der Würde.
Das war vor 2000 Jahren ein revolutionäres Ansinnen. Und ist es auch noch heute, wider alle demokratischen Proklamationen!
Dazu ein Miniexkurs:
Solange wir uns unwert fühlen, gibt es – jenseits von gut gemeinten Mindkonzepten – nur entweder unten oder oben, kein Nebeneinander.
Sonst würde ja, angesichts von deren faktischer Lebenskompetenz, kaum einer unserer politischen Führer/-innen gewählt.
Wir können uns bloss entweder als „weniger wert, wie …“ fühlen oder (die besonders unsicheren, schwachen) in verzweifeltem Kompensationsdrang und -zwang alsüberlegen!
Damit war tragischerweise das Schicksal von Jesus besiegelt, sobald er bei der Bevölkerung Anklang fand.
Miniexkurs2:
Beachte: Damals war der humane Kontext des chronischen und durchgängigen Unwertempfindens bereits uralt und eher rigider als heute; dieser stammt – zumindest in unserer Kultur und anlehnenden – wohl aus der menschlichen Entwicklungsphase von vor etwa 15’000 Jahren!*
Und dann geschah Folgendes; so die zweite Antwort, die in mir auftauchte:
Jesus – selbstredend auch vom Unwertvirus, UV21*, betroffen – unterlag einer kolossalen Fehleinschätzung.
Damit sind wir bei Ostern angelangt, bzw beim Palmsonntag.
Jesus glaubte, aufgrund seines rasenden Erfolges bei der einfachen Bevölkerung …
Miniexkurs3:
Wen wundert’s, bei diesem Credo?
Doch beachte: Diese Bewunderung und Anhängerschaft ist stets trügerisch. Sobald die neuen «Ebenbürtigen» mit der unverhohlenen Macht konfrontiert sind, dominiert wieder Ihr UV21. Sie erkennen sich wieder als ewig unten und verraten locker den eben noch bewunderten Revolutionär! Dieser hätte mit seiner Botschaft nur dann eine Chance, wenn er bereits als der Mächtigere auftreten könnte. Eine ziemlich illusorisches Szenario. Die Pseudoebenbürtigen – ach, Mindkonzepte! – kuschelten sich in Wahrheit dann einfach unter ihn, den neuen Ober-Befehls-Haber.
Hmm, das Ganze kommt mir irgendwie bekannt vor … Bilder von Lebensschule2 und ähnliche tauchen auf.
… Jesus glaubte offensichtlich, er könne bereits in Jerusalem einmarschieren und mit Hilfe seiner AnhängerInnen dem Establishement die Stirn bieten.
Immerhin tat er das dem Status der Ebenbürtigkeit gemäss auf einem Esel. So zumindest erzählen die Geschichten, nicht unbedingt die Geschichte. Dem gemäss war er integer. Doch, was hilfts:
Welch ein Reinfall! Die Macht räusperte sich ein wenig. Und schon wurde der arme Mann sogar von seinen Jüngern und bald von der Masse verraten.
Jesus brachte damit SEIN Projekt** zu dessen logischem und beabsichtigten Ende.
Jesus erlitt in Wirklichkeit eine bittere Niederlage und ein schnelles, jämmerliches Ende.
Und mit ihm die neue Bewegung?
Damit sind wir bei der dritten Antwort, die rechtzeitig zu Ostern auftauchte:
An Jesus‘ Niederlage versuchten sich in der Folge Milliarden Menschen aufzurichten. Welch lächerliches Unterfangen! Keinem und keiner ist das gelungen!
Die Menschen, die sich unter den Mantel seiner Botschaft stellten, drehten – und drehen bis heute – die Niederlage in einen Sieg. Und glauben doch tatsächlich, das richte sie dann auf.
Doch, es stellte sich – wie so oft – heraus, dass die Opfermasche zu den profitabelsten Mainstream Konzepten innerhalb der Matrix* gehört.
Und die Juden „die ihn verraten hatten“, hatten darob zu leiden – und das nicht zu knapp.
Miniexkurs4:
Dass dabei selbstredend auch Jesus‘ Botschaft der Ebenbürtigkeit unter die Räder geriet und bis ins Absurde verdreht wurde (hallo Kirche!), kommt noch dazu und entspricht ganz undramatisch lediglich der lapidaren, oben beschrieben Dualität des Unwertempfindens.
Welch fataler Irrtum!
Die Lüge vermag nichts. Wer von ihr profitiert, hat nichts gewonnen.
Im Gegenteil: wird Teil der Niederlage.
Nicht indem du deine Schwächen stark redest, sondern nur durch deine Schwächen selbst kannst du stark werden.
Dieser Prozess beginnt damit, dass du dein aktuelles Selbstbild in sich zusammenfallen lässt.
Das gilt ebenso für Bilder von andern, mit denen du dich betrügst – zB von all jenen, die du bewunderst.
Vor der Natur ist nichts und niemand besonders.
Kein Mensch – wir sind alle ebenbürtig.
Kein Lebewesen.
Nicht einmal das Leben selbst.
Im Fall von Jesus heisst dass, dessen Schwäche – die Selbstüberschätzung – einzusehen und zu würdigen; ebenso wie seine schmähliche Niederlage.
Heisst, Jesus ins Grab zurückkehren zu lassen.
Heisst, Jesus als den zu würdigen, der er war und ihn in der Geschichte zurücklassen. Wo er endlich den ihm zustehenden würdigen Platz einnehmen kann.
Wer Mythen erfindet, macht sich schuldig. Das gilt generell.
Wer Mythen erfindet, die über das hinausführen, was ich eben beschrieben habe, beweist durch die Überhöhung zudem explizit, wie schrecklich unwert er oder sie sich selber fühlt. Statt da hineinzutauchen, ziehen diese Menschen und all jene, die ihnen glauben, es vor, sich von sich selbst wegzustehlen. Zu flüchten in die Illusion der Stärke. Und so schliesslich der Lächerlichkeit anheim zu fallen. Womit sie da landen, wovon sie unbedingt weg wollten. Und der Kreis sich wieder schliesst.
Somit können wir sagen, Jesus war tatsächlich ein Lichtbringer, wie Lucifer.
Und ebenso erfolglos.
Ach ja, die Lösung?!
Wozu brauchst du eine Lösung? Du willst doch nicht tatsächlich eine Lösung?!
Bedenke: Die ist herausfordernd. Mehr als alles, was du bisher getan hast.
Scheisslösung.
Doch, für den Fall: Die Lösung ist einfach.
Sie beginnt mit einer bei Menschen seltenen Gabe: Dem Mut zur Wahrheit.
Daher mein Rat: Lass es besser sein.
Wie auch immer, Hoffnung gibt es keine.
Nur Handeln zählt.
Fröhliche Ostern!
*Informationen dazu finden sich andernorts in diesem Blog. Ausführlich beschrieben wird die Entstehung dieser Geissel der meisten menschlichen Zivilisationen im Essay «Schattenland – Wie die Dinge kamen, wie sie sind», erschienen im be verlag.
Eine perfekte Zusammenfassung, inklusive der Erklärung des Begriffs Matrix, findet sich im aktuellen Artikel «Recht und Gerechtigkeit im Bann der Matrix» erschienen im INSIDER-2bd-magazin.
**Hinter dem Begriff MEIN Projekt verbirgt sich meine jüngste Entdeckung. Sie basiert auf und ist von ähnlichem Format, wie die Entdeckung des Unwertvirus. Ich bin so frei, das dahinter ruhende Faktum mit zu den 2, 3 Informationen zu zählen, die das grösste Potenzial für die Nöte unserer kleinen Gattung bergen. Mehr dazu im INSIDER. – Zur Entspannung des allenfalls nun erregten Gemüts empfehle ich die beiden Beiträge unter der neuen Rubrik «Warnung!» in eben diesem Blog.
[…] ja ein kolossales Erfolgsmodell. Ja, sie sind DAS Erfolgsmodell. Mit Abstand!. Jesus gründete eine jüdische Sekte. Martin Luther ist Vater einer christlichen Sekte. Sunniten und […]
2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Warnung1 am 10. Mai 2012 um 15:00 Uhr[…] sie, trotz der emanzipierenden Botschaft (siehe «Ostergruss2») im Kontext der Matrix*. Und da bilden solche Gebilde eine bevorzugte Basis der […]
2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Nachtrag zum Ostergruss – Jesus und Religion, das unmögliche Paar am 10. Mai 2012 um 15:54 Uhr[…] der ich ein paar Zeilen las. Der Fokus richtete sich unvermittelt vom rein Metaphysischen auf die Person aus. Der kreative Erkenntnisprozess nahm Gestalt an, wurde ernsthaft(er). Ein weiterer Zufall […]
2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Pfingstgruss am 26. Mai 2012 um 10:25 Uhr[…] Ostergruss2 (leicht verändert; plus dito oben!) […]
2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Zwischen Ostern und Pfingsten … am 3. Juli 2012 um 14:42 Uhr