Good bye Steve (Jobs)
Für mich persönlich war Steve Jobs der mit Abstand bedeutendste Wirtschaftsführer meiner Lebzeit. Nur er (mit Ausnahme einiger Weniger, die ich persönlich näher kenne) hat es geschafft, mich persönlich zu berühren. Das betrifft nicht nur die herausragenden Produkte, die er verantwortete, sondern auch ihn als Person. Nicht, dass mich sein Auftreten besonders beeindruckt hätte. Er war meines Erachtens auch keine grosse Persönlichkeit, was sich für mich automatisch mit ausgeprägter Ethik verbindet (wie sie etwa ein Warren Buffet in seinen späten Jahren an den Tag legt). Es war vielmehr Steves Handeln, das nachhaltig wirkte.
Ohne, dass ich das vorerst wahrnahm, verbindet mich mit Steve Jobs einiges.
Wenn wir von einem (scheinbar) unbeirrbaren Selbstbewusstsein absehen, das manchmal als Arroganz ausgelegt wird – anscheinend vornehmlich von Neidern, wie der Tagesanzeiger heute moniert; ich würde eher sagen, von Menschen, die selber grosse Angst davor haben, in der Öffentlichkeit stark zu sein –, weiss ich heute, dass diese innere Affinität vom kompromisslose Anspruch an Qualität herrührt, in Verbindung mit adäquatem Design sowie dem Mut zur kompromisslosen Innovation. Das allerdings wäre nichts, wäre es nicht – und das macht es erst einzigartig! – auf den Massengebrauch zugeschnitten.
Steve Jobs mutete den Massen Qualität zu
Das muss man als ungeheuerlichen Tabubruch werten. Bill Gates und Microsoft machen vor, wie der übliche Weg der Wirtschaft verläuft: Für die Massen wird billiger, hässlicher Ramsch produziert. Und, als raffinierter und lebensfeindlicher Schachzug zu werten: Im Endeffekt bezahlen die NutzerInnen dafür mehr, als für ein qualitativ hochstehendes Produkt. So perpetuiert der Markt sich selber! Oder, wie ein IT-Experte von SwissTopo sich mir gegenüber neulich äusserte: „Ich arbeite für das Windows Betriebssystem; denn Apple ist so gut, dass man da als Techniker, der Fehler korrigieren und reparieren muss, kaum etwas zu tun bekommt. Windows hingegen sichert meinen Arbeitsplatz für die Ewigkeit.“
Wie meine erste Kontaktaufnahme mit Steve Jobs zeigt – ich werde hier in den nächsten Tagen alle publizieren –, habe ich das in früherer Zeit noch nicht verstanden. Erst, als sich die Entwicklung meiner eigenen Produkte immer mehr in diese Richtung bewegte, begann ich, diesen Wahlspruch überhaupt für möglich zu halten.
Seit einigen Jahren betrachte ich die Massentauglichkeit des E-Management und ganz besonders des Primären Lernens als deren bedeutendste Eigenschaft.
Steve Jobs ist früh gegangen. Im Kontext des Krebses muss man davon ausgehen, er hat sich selber abgelehnt und schliesslich umgebracht. Das, was ich bis heute von ihm weiss, entspricht dieser These. Allerdings hat ihn das nicht davon abgehalten, was so selten ist: echten Wandel in der Menschenwelt zu bewirken. Ob dieser Wandel einer zum Guten ist, dafür liegt die Verantwortung dennoch vollständig bei den AnwenderInnen der genialen Produkte von Apple.
[…] folgt nun der zweite der Briefe an Steve Jobs, die ich anlässlich seines Ablebens hier publiziere. Dieser Brief wurde erst vor […]
2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » An Steve Jobs2 am 9. Oktober 2011 um 15:33 Uhr