Ausschaffen oder einsperren – Wo ist da der Unterschied?
- Schwerwiegende Verstösse gegen die Mitmenschlichkeit wurden ursprünglich mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft geahndet – also durch Ausschaffung. Dort verstarben diese Menschen dann binnen relativ Kurzem. (Ein Albaner erklärte mir kürzlich, wer in den dörflichen Gemeinschaften seiner Heimat ausgestossen werde, verliere durch den Verlust sämtlicher Bindungen noch heute den Lebenssinn und damit die -kraft. Ihre auch im Ausland sonst starken, lebendigen Netzwerke, wo man sich gegenseitig beisteht und auch vor dem Verlust der eigenen Kultur schützt (soviel zum Thema Integration), verstummten augenblicklich).
- Da das Aussperren mit der zunehmenden Besiedelung und den wachsenden Gemeinschaften immer schwieriger durchzuführen war, ging man dazu über, diese Menschen einzusperren. Ganz einfach: statt ausstossen einsperren.
- Schliesslich wurden alle Kategorien von Tätern, so sie nicht von der so genannten Bewährung – aber natürlich ebenfalls ohne echte Pflicht zur Wiedergutmachung! – profitieren, eingesperrt. (Hier sei die Frage erlaubt: Was soll das eigentlich: einsperren? Wo das möglich ist – also ohne akute Bedrohung durch die Täter – sollen diese für Wiedergutmachung sorgen, statt hinter Gittern relative bequem ihre Zeit absitzen zu können.)
- Die noch bestehenden Staatsgrenzen ermöglichen auch heute noch ein gleichsam künstliches Ausstossen. Verglichen mit der ursprünglichen Konsequenz ist das jedoch eine sehr, sehr milde Massnahme, wo ich mich frage, weshalb wir so ein Geschrei darum machen. Zumal die Betreffenden sich ja selber als nicht zugehörig zu unserer Gemeinschaft betrachten oder zumindest sich durch ihr Verhalten so definieren. Womit wir wieder beim ursprünglichen Ritual angelangt wären, das, wie gesagt, heute einem sanften Abglanz gleicht. (Jetzt habe ich doch tatsächlich vergessen, meinen Freund, den Albaner zu fragen, wie die dörfliche Gemeinschaft denn reagiere, wenn einer seiner Landsleute gegen die Mitmenschlichkeit in unserer, also einer gänzlich fremden Gesellschaft, verstossen hat und dann wieder nach Hause kommt. Also, normalerweise ist das ja so, dass Gesetze nur dort gelten, bzw anerkannt werden, wo man dazu gehört …).
Müssen wir uns tatsächlich sagen lassen, wir seien eine «Hösi»-Kultur? Und wer würde das im Ausland als erstes sagen? Ja, wer …?
Also, ich würde da kategorisch und ganz pragmatisch fragen: Egal, ob In- oder Ausländer, mit welcher Massnahme kriegen wir Ihn oder sie härter dran? Mit Einsperren, mit Ausschaffen oder mit beidem? Und vor allem: Wie organisieren wir die verdammte Wiedergutmachung, wenn wir ihn oder sie schon nicht der Wildnis aussetzen können?
Aber wir sind es uns ja gewohnt: Kosten? Egal, wer sie wie verursacht, wir tragen sie gemeinschaftlich. Egal, ob die Verbrecher das Geld für ihren Porsche in irgendeiner den profanen Lärm dämpfenden Teppichetage oder auf der Strasse geraubt haben. Wir bezahlen für sie.
(Selbstredend bezahlen wir auch ohne zu murren die Leute, die unserer AHV in zehn Jahren 250 Millionen abgeluchst haben und dafür offenbar nichts als unbrauchbaren IT-Schrott lieferten – plus die, die dem Treiben bis heute zuschauten! Und auch die europäische Gotthardröhre zahlen wir selbstverständlich allein, während zB ein italienischer Minister niemals auf die Idee käme, eine Strasse zu bauen, die auch uns nützt, ohne, dass wir mitzahlen (wobei sie nach Bezahlung dann vielleicht trotzdem nie gebaut würde)).
Wir bezahlen alles. Deshalb wiederholen sie es auslandauf und –ab auch so gerne, wie reich wir seien. Das macht doch stolz!
Was soll also mein Geschrei?
In der Schweiz wird im übrigen ja sonst bloss von Leuten geschrien, in deren Parolen ich nun partout nicht einstimmen mag.
[…] hatte ich Gelegenheit, meinen albanischen Freund Elham zu fragen. Die Antwort war so überraschend wie schön. Er sagte, in seinem Dorf sei Gewalt gegen andere […]
2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Eine schöne Antwort am 22. Oktober 2010 um 18:19 Uhr[…] tun? Dafür verweise ich auf meinen ersten Versuch. Comments […]
2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Angeschafft, ausgeschafft, abgeschafft? am 6. November 2010 um 15:37 Uhr